Schlafmediziner fordert: „Mehr Mittagsschlaf für alle!“

Immer mehr Menschen kommen nachts nicht mehr richtig und lang genug zur Ruhe. Jetzt warnt Schlafmediziner Dr. Michael Feld: „Uns droht eine Epidemie von Schlafgestörten“.

Dr. Feld: „Die durchschnittliche Gesamt-Schlafdauer pro Nacht und auch die Schlafqualität sinken in den Industrienationen immer weiter ab. Immer mehr Menschen schlafen schlechter ein und durch und sind tagsüber erschöpft, gerädert, müde, lust- und kraftlos.“ Ähnlich wie bei Burnout vor einigen Jahren rolle eine Welle an Kranken auf uns zu.

„Obwohl 70 bis 80 Prozent der Menschen mindestens sieben, besser noch acht Stunden Schlaf pro Nacht brauchen, schlafen die Deutschen nur durchschnittlich zwischen sechs bis knapp sieben Stunden“, so Dr. Feld.

Und: Auch die Schlafqualität nimmt ab. „Selbst die Deutschen, die lange genug schlafen, sind nur noch rund 10 bis 15 Prozent der Nacht in den wichtigen Tief- und REM-Schlafphasen. 20 bis 25 Prozent von beidem sind aber langfristig nötig, um sich körperlich und geistig ausreichend zu erholen“, so der Schlafmediziner.

Im Tiefschlaf regeneriert sich eher der körperliche Teil unseres Organismus, werden neue Zellen gebildet und das Immunsystem gestärkt. Der REM-Schlaf (gekennzeichnet durch schnelle Augenbewegungen) ist wichtig für die psychische Erholung, hier werden z. B. Informationen verarbeitet und neue Verknüpfungen im Hirn gebildet.

Auch die Krankenkassen sind inzwischen alarmiert. 

Die Ursachen

Laut Dr. Feld gibt es zwei Hauptgründe für die enorme Zunahme an Schlafstörungen: „Durch das Älterwerden der Gesellschaft und eine Zunahme von Übergewicht leiden immer mehr Deutsche an schlafbezogenen Atmungsstörungen wie Schnarchen, Schlafapnoe und dem sogenannten „Upper Airway Resistance Syndrom (angestrengte Atmung durch Verengung der Atemwege).“

Besonders gefährdet sind Männer ab 40 und Frauen ab 50 Jahren. Grund: Mit zunehmendem Alter erschlafft das Rachengewebe.

Die zweite Ursache: Stress! Dr. Feld: „Zeitdruck, Stress und Ängste besonders im Job führen zu einer immer höheren inneren Anspannung der Menschen. Das führt dazu, dass sie abends nicht mehr runterkommen. Oder nachts hochschrecken und nicht wieder einschlafen können.“

Die Forderungen

Die Welle der Müden lässt sich für den Mediziner nur noch verlangsamen, wenn Politik, Arbeitgeber und Gesellschaft schnell umdenken und handeln:

► Mittagsschlaf für alle!

„Ein kurzer Schlaf am Mittag, sollte von Arbeitgebern ermöglicht und gefördert werden. Studien zeigen bis zu 40% weniger Herzinfarkte“, so Dr. Feld. Da man den Schlafmangel aus der Nacht kompensiert, verringern sich zudem andere Krankheitsrisiken, z.B. für Bluthochdruck, Gefäßschäden, Depressionen – und eventuell sogar Krebs.

Dr. Feld: „Mit nur 20 Minuten am Tag kann man so bis zu zwei Jahre Lebenszeit gewinnen.

► Arbeitszeiten anpassen: Dr. Feld: „Viel mehr Unternehmen müssen eine individuelle Gleitzeit anbieten. Denn dann könnte jeder seinem Chronotyp entsprechend arbeiten. Ob man Eule (Spättyp), Lerche (Frühtyp) oder etwas dazwischen ist, lässt sich mit einfachen Fragebögen herausfinden. Mit einer Gleitzeit, könnten Lerchen z. B. um 6 Uhr anfangen – dann, wenn sie am fittesten sind. Eulen könnten dagegen erst um 11 anfangen und bis 19 Uhr arbeiten – das ist gut, weil sie eh erst nach Mitternacht müde werden.“

 Schichtarbeiter überwachen: Menschen, die in Schichten oder dauerhaft in der Nacht arbeiten, sind stark gefährdet für Schlafstörungen. Sie müssen engmaschiger gesundheitlich überwacht werden. „Schon nach zirka sechs bis sieben Jahren haben Schichtarbeiter ein erhöhtes Risiko für verschiedene Krankheiten wie Bluthochdruck, Gefäßschäden, Reizdarm, Magenschleimhautentzündungen, Depressionen und wahrscheinlich eventuell sogar Krebs“, so der Mediziner. Ärzte und auch Krankenkassen müssen diesen Menschen regelmäßige Check-ups anbieten und genauer auf diese Krankheiten untersuchen.

► Ärzte weiterbilden: „Der normale Hausarzt wurde in Studium und Facharztausbildung kaum auf das Thema Schlaf vorbereitet und ausgebildet, hat es aber mit immer mehr Schlafgestörten und auch deren Partnern in der Praxis zu tun“, so Dr. Feld.

Problem: Will man die Patienten dann in eines von aktuell etwa 350 Schlaflaboren schicken, müssen diese meist erst eine umständliche Voruntersuchung bei einem Lungen- oder HNO-Arzt machen (sogenannte Polygraphie) – und selbst danach sind laut Dr. Feld, der selbst ein Schlaflabor betreibt, Wartezeiten von neun bis zwölf Monaten die Regel. Zeit, in der sich die Schlafprobleme noch verschlimmern können, der Schlafmangel sich weiter anstaut.

Dr. Feld: „Eine schlafmedizinische Basisweiterbildung von Hausärzten, Gynäkologen, Urologen und anderen, sollte Pflicht sein. Nur so kann der ständig steigenden Masse an Schlafgestörten schnell geholfen werden.“

► Schlafbild verändern: Zudem prangert Schlafmediziner Feld die Einstellung der Gesellschaft zum Thema Schlaf an: „Aktuell herrscht immer noch ein ‚Tagesleistungs-Dogma‘ vor. Heißt: Menschen, die (wie die Bundeskanzlerin) nur wenig Schlaf brauchen, gelten als besonders toll. 

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