Musik hilft ...

Meditation liegt dir nicht? Kein Problem. Wie wir schon gesehen haben, führen viele Wege in die Leere. Wie wäre es stattdessen mit Musik? Auch sie vermag uns nämlich in einen Zustand der Leere zu versetzen, wobei unerwartete Brüche in einem Musikstück eine ganz besondere Rolle spielen.

Schon Kleinkinder bemerken plötzliche Rhythmuswechsel. Studien des Psychologen István Winkler aus dem Jahr 2009 zeigen, dass bereits Babys auf fehlerhafte oder unsaubere Rhythmen sehr deutlich mit Veränderungen der Hirnaktivität reagieren. Der Rhythmus scheint für das Gehirn also ein wichtiger Aspekt zu sein, der tatsächlich eine weitere Möglichkeit darstellt, um die Leere zu erreichen.

Die Autoren untersuchten, inwiefern sich unterschiedliche Musikrichtungen auf die Hirnaktivität auswirken. Sie entdeckten, dass rhythmisch simplere Genres wie Popmusik oder Techno die Neuronen in der Großhirnrinde flächendeckend dazu bringen, niederfrequent zu feuern. Einfache Rhythmen können uns demnach besser in einen Zustand der geistigen Leere führen als Musik mit komplizierteren Strukturen wie bspw. Klassik oder Free-Jazz.

Psyche Loui, eine Psychologin der Wesleyan University, stellte eine Liste von Musikstücken zusammen, die sich besonders gut dafür eignen, einen Zustand der Leere herbeizuführen. Darunter waren Lieder wie Someone Like You von Adele oder Wonderwall von Oasis. Loui untersuchte vor allem den ekstatischen Weg in die Leere – also jenen, den schon Friedrich Nietzsche vorschlug. Sie fand heraus, dass ein gleichmäßiger Rhythmus zwar den Weg in die Leere ebnet, der Zustand aber erst durch einen unerwarteten Bruch wie einen plötzlich Wechsel der Lautstärke oder des Tempos erreicht werden kann. Die Leere äußert sich dann in einer körperlichen Ekstase, die Loui als skin orgasm bezeichnet.

Doch wie sieht es mit der Leere bei den Musikern selbst aus? Sind die Interpreten nicht zu konzentriert, um sich geistig auszuklinken? Kurz gesagt: nein. Wenn ein professioneller Musiker ein Stück spielt, zeigen sich bei ihm ganz ähnliche Hirnaktivitäten wie bei einem meditierenden Zen-Mönch. Geübte Musiker sind nämlich in der Lage, sich völlig von der Außenwelt abzukoppeln und dennoch in höchstem Maße auf ihr fehlerfreies Spiel zu konzentrieren.

Das liegt daran, dass sie so sicher im Umgang mit ihrem Instrument sind, dass sie dafür keine komplexe Hirnaktivität mehr benötigen. Amateurmusiker dagegen müssen sich zu sehr auf ihre Motorik konzentrieren, als dass sie einen Zustand der Leere erreichen könnten.

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